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Über ökologisches Gold und Borkenkäfer im Bonner Stadtwald

Von Lisa Prior & Maria Schlossmacher

Um über die Waldarbeiten im Bonner Stadtwald aufzuklären, die vielerorts erst einmal auf Unverständnis stoßen, lud das Amt für Stadtgrün der Stadt Bonn für den Nachmittag des 19. Februar 2019 zu einem Waldspaziergang ein. Stadtförster Sebastian Korintenberg gab den interessierten Bonner BürgerInnen Einblicke in die derzeit durchgeführten Holzerntearbeiten und sprach über die Folgen des Borkenkäferbefalls.

Etwa 40 BonnerInnen kamen und hörten ihm gespannt dabei zu, wie er mit anschaulichen Anekdoten alle Fragen der Beteiligten beantwortete. Zunächst sprach Korintenberg über die Markierung der Bäume. Zum Beispiel solche, die aufgrund des Borkenkäferbefalls gefällt werden müssen. Andere Markierungen kennzeichnen die Bereiche, in denen der Harvester, ein sogenannter Holzvollernter, fahren darf. Das soll verhindern, dass der Boden nicht unnötig und flächendeckend beschädigt wird. Mit dem Symbol eines blauen Spechtes markiert sind wiederum 500 sogenannte „Biotopbäume“. Diese Bäume werden nicht gefällt, solange sie keine Gefahr für Mensch oder Tier darstellen. Sie dürfen wachsen bis sie alt werden und fördern die biologische Vielfalt. Auf die Frage eines Teilnehmers, ob der Harvester auch das sogenannte Totholz aufräumt, also Holz, das auf dem Waldboden liegt, erwiderte Korintenberg, dass es sich dabei nicht einfach um braches Holz handele, sondern vielmehr um „ökologisches Gold“, was dem Boden und somit auch den neuen Bäumen, die an der Stelle wachsen, wertvolle Nährstoffe bietet.

Eine Besonderheit des  Stadtwaldes ist sein hoher Anteil an Eichen. Diese sind vor allem auf die frühere Nutzung als Mittelwald zurückzuführen. Während Buchen und andere Bäume regelmäßig zur Brennholzgewinnung gekappt wurden, durften einzelne Eichen groß werden und waren mit ihrer Eichelmast wichtiger Nahrungslieferant für das im Wald weidende Vieh. Um den Eichenanteil auch in Zukunft zu erhalten, werden in die Lücken, die vor allem durch das Fällen der Fichten entstanden, kleine Gruppen von Eichensetzlingen gepflanzt.

Im zweiten Teil des Spaziergangs wurde das Ausmaß des Borkenkäferbefalls deutlich – und dabei hat der Bonner Stadtwald noch Glück, wie Korintenberg betont. Denn im Vergleich zu anderen Waldbeständen, bestehe der Bonner Stadtwald nur aus rund 5% Fichten, dem Baum, der am meisten vom Borkenkäferbefall betroffen ist.

Was man gegen die Borkenkäfer tun könnte, fragten sich viele der Beteiligten. Der Stadtförster hat dazu eine klare Meinung: Die Lösung kann nur die Förderung von ausgewogenen Mischwäldern sein, die insgesamt robuster gegenüber Störungen sind. Für seine Arbeit sehe das gut aus, weil schon seine Vorgänger auf diesen Ausgleich geachtet haben und deswegen der Bonner Stadtwald vergleichsweise gut aufgestellt sei.

Eines kommt für Korintenberg und das von Naturland und FSC zertifizierte Waldgebiet nicht in Frage: Gift auszulegen in einem Wald, der nicht nur nachhaltig bewirtschaftet wird, sondern auch als wichtiger Erholungs- und Schutzraum dient.

Dieser Waldspaziergang ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie durch Öffentlichkeitsarbeit über Beweggründe und Notwendigkeit der Holzernte und andere Waldarbeiten aufgeklärt werden kann. Auch der General-Anzeiger berichtete davon. Es ließ sich hautnah erleben, wie die Forstarbeit vorbereitet und durchgeführt wird. Denn klar ist: Im Vordergrund stehen der Schutz des Waldes und die Frage, wie dieser langfristig und nachhaltig gegenüber den Folgen des Klimawandels und anderen Störungen aufgestellt werden kann.

Photos: Maria Schlossmacher

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