Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Landesbetriebs Forst Brandenburg gratulierte Forststaatssekretärin Carolin Schilde in Ihrem Grußwort allen Verantwortlichen und betonte dabei die Bedeutung des Waldumbaus in Zeiten des Klimawandels.
Noch sind 500.000 ha des Brandenburger Waldes reine Kiefernbestände. Die Folgen der Kiefernreinwirtschaft seit ihrem Beginn vor über 200 Jahren werden auch erst in Generationen zu bewältigen sein. „Forstleute wissen, dass eine Beimischung von zirka zehn (Prozent) Laubholz bereits wesentlich dazu beiträgt, dass Massenvermehrungen von Kiefernschadinsekten einzudämmen. Uns allen muss klar sein, dass der aktive Waldumbau mit Fördermitteln keine flächendeckende Lösung sein kann“, fasste die Staatssekretärin zusammen.
Zäune im Wald können dabei nicht überall die Lösung sein. Vielmehr setzen Brandenburgs Förster darauf, dass sich der Wald in weiten Teilen natürlich verjüngt und damit nach und nach mehr Mischwälder entstehen. Ein entscheidendes Problem dabei sind die nach wie vor hohen Wildbestände. In Brandenburg wird die Waldverjüngung massiv vom Wild beeinflusst. Dazu passt die Streckenstatistik, dass sich dort die Wildbestände seit 1957 mehr als verzehnfacht haben.
Die Folgen des Verbiss haben eben direkte Auswirkungen auf den Baumbestand und die Artenzusammensetzung der Zukunft. Oft unterschätzt wird dabei der wiederholte selektive Verbiss einzelner Baumarten, der langfristig zu einem Verlust der Baumartenvielfalt führen kann. Dadurch sind die vom Wild präferierten Baumarten, wie beispielsweise Tanne, Ahorn, Esche, Ulme oder Eiche betroffen mit der Folge – vor allem wenn diese nur selten vorhanden sind – das anstelle von artenreichen Mischbeständen mehr Wälder entstehen, die aus nur einer oder wenigen Baumarten zusammengesetzt sind. Diese sind gegenüber Umwelteinflüssen und Störungen wie Wind, Dürre, Feuer und Insektenbefall besonders anfällig und im Hinblick auf den Grad der Biodiversität deutlich artenärmer. Bei sehr starkem Verbiss besteht schließlich die Gefahr eines vollständigen Ausfalls sämtlicher Jungbäume, oftmals bereits im Keimlingsstadium. „Hierauf wesentlichen Einfluss zu nehmen, und das beginnt bei der Beratung der Waldbesitzer, ist eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft“, so die Staatssekretärin. (Zitate und Zahlen entnommen aus dem Bericht anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Landesbetriebs Forst Brandenburg.)
Wenn wir wirklich und ernsthaft etwas tun wollen für die Förderung eines klimastabilen Waldes, ihn also resilienter gegenüber der Zukunft aufzustellen, müssen wir uns der Aufgabe verschreiben zwischen Jägern und Waldbesitzern und der Gesellschaft, mit ihren vielseitigen Ansprüchen an den Wald, zu vermitteln und einen Kompromiss zu finden aufgrund von gemeinsam vereinbarten Zielsetzungen und geteilten Strategien. Wenn dies auf der Fläche gelingt, sich der Wald also natürlich artenreich verjüngen kann, dann muss der Jäger mit seinem Beitrag zu einer nachhaltigen Waldwirtschaft als Klimaschützer gesehen und geschätzt werden, dessen Wertschätzung dann zu kurz käme.
Einigkeit herrscht dagegen dabei, dass ein probates Mittel zur Senkung des waldbaulichen Risikos die Förderung von Mischbeständen ist. Hier dazu eine spannende Übersicht von ANW Beispielbetrieben die zeigt, dass sich die Wildbestände in reichlich gemischter Naturverjüngung äußerst wohl fühlen und die Tragfähigkeit des Habitats deutlich zunimmt. Auch für Brandenburg gibt es bereits eindrucksvolle Beispiele.
Der MDR hat zu diesem Thema kürzlich einen Videobeitrag aus Brandenburg veröffentlicht.
Weitere Artikel zum Thema:
Wald mit Wild- aber zukunftsfähig
Zielorientierte Jagd- klimastabiler Wald: Einblick in das Projekt Biowild
Wild und Wald im Klimawandel: Alte Kontroversen, neue Lösungsansätze
Für die Praxis: Das “Verbissprozent”
Photo credit: Sebastian-@ Flickr