Marcus Lindner’s Beitrag zur Ringvorlesung “Aspekte der Erderwärmung”
Auch wenn derzeit viel stillsteht: Die Universität Bonn zusammen mit Students for Future Bonn hat in diesem Semester ihre Ringvorlesung “Aspekte der Erderwärmung” fortgesetzt und bietet viele interessante Vorträge von Experten*innen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen an (Zum kompletten Programm geht es hier ). Die Ringvorlesung findet online statt und gibt Studierenden und allen interessierten Zuhörenden die Möglichkeit, ihre Fragen live und direkt an die Vortragenden zu richten.
Am 6. Januar hat EFI-Wissenschaftler Marcus Lindner zu “Waldbewirtschaftung in Mitteleuropa zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung – Waldschäden 2.0 und was nun?” referiert. Bereits im Vorjahr hatte Georg Winkel an der Ringvorlesung teilgenommen. Der Titel seines Vortrags war“ Zu viel heiße Luft. Europas Wälder im Klimawandel zwischen Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft“. Nun setzte Marcus Lindner einen naturwissenschaftlichen Fokus und beleuchtete Aspekte von Waldschäden und notwendiger Klimaanpassung in der Waldbewirtschaftung. “Klima im 21. Jahrhundert – von Rekord zu Rekord” – so betitelte Marcus Lindner die einleitenden Folien, die ohne jeglichen Interpretationsspielraum die gravierenden Entwicklungen des Temperaturanstiegs aufzeigten. Er machte deutlich, wie die durch steigende Temperaturen verstärkten Effekte “natürlicher Störungen” Europas Wäldern zunehmend heftiger als gewohnt zusetzen. Großflächige Störungen, u.a. durch den Borkenkäfer, Stürme oder Brände ausgelöst, richten enorme Schäden an – mit schweren ökologischen Folgen und mit massiven Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung, die sich diesen neuen Herausforderungen stellen muss.

In diesem Semester stehen im Fokus der Ringvorlesung mögliche Lösungsansätze, um den Herausforderungen des Klimawandels entgegenzuwirken. Bezogen auf die Forstwissenschaft und Forstwirtschaft bedeutet das: Die Folgen der massiven Waldschäden in Europa, aber auch global, zwingen zum Überdenken gewohnter Ansätze.
Doch auf dem Weg der Zielformulierungen gibt es unterschiedliche Ansätze, die auf sich teilweise wiedersprechenden Präferenzen der Akteure in der Forstwirtschaft beruhen. Am Beispiel der Wiederbewaldung stellen sich die Fragen: Soll es eine starke Aufforstung geben? Das würde bedeuten, viele neue Setzlinge auf den Schadflächen zu pflanzen. Oder sollen die Wälder sich selbst überlassen und dabei auf die Selbstheilungskräfte der Natur gesetzt werden? Sollen sogenannte “standortgemäße” Baumarten gepflanzt werden, also auch Baumarten die voraussichtlich in einem wärmeren Klima zurechtkommen? Oder bevorzugt man ausschließlich Baumarten der “natürlichen Waldgesellschaft”, also die Baumarten, die hier im 20 Jahrhundert verbreitet waren?
Auf welche Schwerpunkte man sich einigt, hängt von der Gewichtung der Leistungen des Waldes ab. Geben wir dem Wald vorrangig die Rolle des Rohstofflieferanten, oder des Naturschutzes? Ist der Wald unsere ”grüne Lunge”, oder unser Erholungsort? Je nach Präferenz dieser Rollen müssen Waldeigentümer ihre Bewirtschaftungsstrategien bestimmen.
Es gibt also verschiedene mögliche Ansätze für Wald(bewirtschaftung) im Klimawandel, die Marcus Lindner in seinem Vortrag eingeordnet und aus forstwissenschaftlicher Perspektive kommentiert hat.
Das Besondere an dem Format der Ringvorlesung sind die vielfältigen Hintergründe der Experten, die sich in ihren Disziplinen jeweils mit den Folgen des Klimawandels befassen. Die Teilnehmenden haben zudem die Möglichkeit ihre Fragen direkt an die Experten zu richten und so kam es im Anschluss an den Vortrag zu einer angeregten Fragerunde!
Der komplette Vortrag von Marcus Lindner, sowie die anderen Teile der Ringvorlesung „Aspekte der Erderwärmung“, sind auf dem Youtube-Kanal der Universität Bonn zu finden.
Photo Universitätsgebäude Bonn: Maria Schloßmacher