Hans von der Goltz, Jakob Derks
Am 29.-30. Juni diesen Jahres fand die jährliche Vorstandssitzung der ANW (Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft) unter dem Vorsitz von Hans von der Goltz und organisiert von Johannes Odrost statt. Zu diesem Anlass trafen sich die hochrangigen Forstexpert*innen in Massow, einem Forstrevier, das der Hatzfeldt-Wildenburg’schen Verwaltung gehört und von ihr verwaltet wird. Der Wald erstreckt sich über rund 7000 Hektar und wird überwiegend von der Waldkiefer dominiert. Die jahrzehntelange nachlässige Bewirtschaftung hatte zu dichten, überalterten Kiefernmonokulturen mit wenig Unterwuchs und Artenvielfalt geführt. Auf den kargen Sandböden Brandenburgs macht das die Bestände anfällig für Trockenheit und Brände. Mit dem Erwerb des Waldes durch die Hatzfeldt-Wildenburg’sche Verwaltung vor etwa zwanzig Jahren wurde eine neue Bewirtschaftungsweise eingeführt. Das Hauptziel besteht darin, die Widerstandsfähigkeit des Waldes zu erhöhen, indem die strukturelle Vielfalt maximiert, die natürliche Verjüngung gefördert und die Beimischung verschiedener Arten, gegebenenfalls durch Anpflanzung, begünstigt wird. Nach Jahren konsequenter selektiver Durchforstung, verbunden mit einer intensiven Bejagung und der gezielten Einbringung verschiedener Baumarten, hat sich der Wald verändert. Er ist deutlich üppiger, grüner und strukturreicher als die meisten benachbarten Bestände.
Mitten in diesem riesigen Waldgebiet hat EFI ein Marteloskop eingerichtet, das sogenannte Massow-Marteloskop. Dieser Ort diente als zentraler Punkt für das Treffen. Andreas Schuck und Jakob Derks vom EFI Bonn Team wurden eingeladen, um den Anwesenden, die mit dem Konzept noch nicht vertraut waren, die Funktionsweise und das Ziel von Marteloskopen zu erklären. An die Präsentation schloss sich eine lebhafte Diskussion an, in der mögliche zukünftige Anwendungen des Konzepts erörtert wurden und in der verschiedene Teilnehmende ihr Interesse an der Installation eines Marteloskops in ihrem eigenen Forstrevier bekundeten.

Am nächsten Tag führten Jakob und Andreas eine Exkursion durch das Massower Marteloskop durch, bei der die Teilnehmenden in Gruppen aufgeteilt wurden und ein Tablet erhielten, um eine virtuelle Durchforstungsübung durchzuführen. Bei strömendem Regen liefen die erfahrenen Förster*innen begeistert durch das Marteloskop und diskutierten ihre Entscheidungen. Mit etwas Anleitung meisterten alle die I+ Software sehr schnell. Die Resonanz war sehr positiv; die ANW hat bereits eine Folgeveranstaltung beantragt. Es ist sehr lohnend und vielversprechend zu sehen, dass das Tool von den höchsten Ebenen der integrierten Waldbewirtschaftung in Deutschland eifrig genutzt wird. Bei der ANW hiess es:
Die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Deutschland e. V. (ANW) ist bekannt für ihren ausgeprägten waldbaulichen Praxisbezug. Daher begnügte man sich bei der 2-tägigen Vorstandssitzung in Groß Köris in Brandenburg nicht nur mit heißen Diskussionen am „Grünen Tisch“, sondern nahm auch den Wald unter die Lupe. Im Auftrag der ANW hatte das Europäische Forstinstitut (EFI) in dem Betrieb „Massow“ der Gräflich Hatzfeldt`schen Verwaltung ein Marteloskop angelegt. Das ist eine 1 ha große Waldfläche, in der jeder Baum ökonomisch und ökologisch bewertet und mit GPS exakt eingemessen ist. Ausgerüstet mit einem entsprechend programmierten Tablet wurden die 25 Försterinnen und Förster in diesen Wald geschickt und sollten ihn für die nächste Pflegemaßnahme virtuell auszeichnen, also entscheiden, welche Bäume entnommen werden. Anschließend konnten sie auswerten, welche ökonomischen und ökologischen Konsequenzen sich für Betrieb und Wald durch die jeweiligen Entscheidungen ergeben. Die doch sehr unterschiedlichen Ergebnisse veranlassten den ANW- Vorsitzenden Hans von der Goltz zu folgender Feststellung: „Es ist wohl sehr hilfreich, wenn der eigene forstliche Götterblick ab und zu einmal faktenbasiert überprüft wird“.
Für diesen Herbst ist eine weitere ANW-Marteloskop-Schulung geplant, und das ist vermutlich erst der Anfang.
Titelfoto: Bestandsaufname im Massow-Marteloskop (Jakob Derks)