Wissen Sie, was „grüne Infrastrukturen“ sind? Und welche Rolle sie in Städten spielen (sollten)? Was theoretisch und trocken klingt, sieht in der Praxis recht bunt aus: Parks und andere grüne Oasen in der Stadt gehören dazu, urban gardening-Projekte und Naturschutzgebiete. Ebenso die Linde vor unserer Tür und der Schmetterlingsflieder, der an der Autobahnauffahrt blüht.
Aber sind unsere Städte grün genug? Und profitieren alle Bürger*innen davon oder nur bestimmte Gruppen? Diskutieren Sie mit uns am 9. September 2021 im “Grünlabor” in Gelsenkirchen (Programm hier)!
In Anbetracht des Klimawandels, wenn es an manchen Orten in der Stadt unerträglich heiß ist, Menschen durch Luftverschmutzung zusätzlich belastet und bei Unwettern Keller geflutet werden, wurde das Konzept der „grünen Infrastrukturen“ erst vor einigen Jahren ins Leben gerufen. Als „Infrastruktur“ werden „alle staatlichen und privaten Einrichtungen [bezeichnet], die für eine ausreichende Daseinsvorsorge und wirtschaftliche Entwicklung als erforderlich gelten.“ (Quelle: bpb Lexika). Zu städtischen Infrastrukturen zählen unter anderem Straßen, Energieversorgung, Bildungseinrichtungen und auch Abfallentsorgung. Das Konzept bedeutet also, dass grüne Infrastrukturen ganz grundsätzlich in Raumplanung und Landschaftsentwicklung miteinbezogen werden – und dass sich dies auch in der Kommunikation der Städte (zum Beispiel auf den Webseiten) wiederspiegelt. In der Umsetzung des Konzeptes müssen sie aber eine viel bedeutendere Rolle als gegenwärtig einnehmen, damit wir uns als Gesellschaft den zu erwartenden klimatischen Veränderungen frühzeitig besser anpassen können.
CLEARING HOUSE: Im Grünlabor in Gelsenkirchen
Als Teil des europäisch-chinesischen Forschungsprojekts CLEARING HOUSE hat es sich die Stadt Gelsenkirchen zur Aufgabe gemacht, zum Thema „urbane Wälder und Bäume“ sowie „urbane Wälder als naturbasierte Lösungen“ (UF-NBS) gemeinsam mit Bürger*innen sowie Akteuren aus Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft und Politik Ideen zu entwickeln, wie man die Stadt langfristig grüner und somit lebenswerter gestalten kann. Zahlreiche Impulse wurden bereits im Rahmen des ersten Workshops mit verschiedenen Vorträgen und einem World Café im Gelsenkirchen Amphitheater im September 2020 gesammelt und diskutiert (als kleinen Einblick emfehlen wir das kurze Video zum Event). Nun findet am 9. September 2021 ein zweiter Workshop statt, diesmal im „Grünlabor“ im Biomassepark Hugo. Direkt an der Quelle also, im grünen Labor.

Die Veranstaltung startet mit drei Impulsvorträgen. Dr. Thomas Claßen (Landeszentrum Gesundheit NRW) wird darüber sprechen, wie die Nutzung von städtischen Grünflächen sich auf die Gesundheit der Menschen auswirkt. Der zweite Vortrag von Prof. Dr. Steffen Rust (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim/Holzminden/Göttingen) präsentiert Ökosystemleistungen, die von den Urbanen Wäldern in Gelsenkirchen für die Bürger*innen bereitgestellt werden. Dazu zählt zum Beispiel, dass man sich im Wald gut erholen kann, dass dort viele verschiedene Tiere- und Pflanzenarten leben können, und auch, dass der Wald das Klima schützt, weil er Kohlenstoff speichert und die Menschen in den angrenzenden Wohnquartiere mit sauberer und kühler Luft versorgt. Der dritte Vortrag von Hannes Pillsticker (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim/Holzminden/Göttingen) wird iTree vorstellen, einen virtuellen Service zur Analyse und Bewertung von Ökosystemleistungen von Bäumen, der vom United States Forest Service entwickelt wurde.
World Café: Partizipation und Perspektiven
Nach den Impulsvorträgen beginnt das World Café mit dem Ziel, die Teilnehmenden miteinander ins Gespräch zu bringen und verschiedene Fragestellungen zu urbanen Wäldern in Gelsenkirchen und darüber hinaus intensiv zu diskutieren. Das interaktive und partizipative Format des World Cafés wurde gewählt, weil sich die Stadt Gelsenkirchen im Rahmen des Forschungsprojektes CLEARING HOUSE nicht nur mit der Frage „Wie können möglichst viele Bürger*innen angesprochen und miteinbezogen werden?“ beschäftigt, sondern darüber hinaus herausfinden möchte, „Wie Parks und Stadtwälder Orte des sozialen Ausgleichs werden können“. Um gemeinsame Lösungen zu finden, die möglichst viele Menschen zufrieden stellen, müssen wir miteinander im Dialog bleiben.
Themen und Fragen des World Cafés werden unter anderem sein: Wie können wir Bäume in Gelsenkirchen schützen und langfristig erhalten, damit sie weiterhin unsere Luft filtern und uns im Sommer Schatten spenden – und wären Baum-Patenschaften vielleicht eine Option? Welche Herausforderungen und Lösungen gibt es, städtische Wälder zu nutzen? Wie können Bürger*innen und Wissenschaft durch gemeinsame Forschungsprojekte über den Wald lernen und ihn gestalten? Welche Rolle spielen Umweltbildung und Kommunikation für Bewusstseinsbildung, welche essentielle Funktion urbane Wälder für uns Menschen haben? Und schließlich: Was könnte eine gemeinsame, kraftvolle Zukunftserzählung für eine grün-blaue Stadt Gelsenkirchen sein, an der sich die Stadt- und Regionalentwicklung orientieren kann?
Wer Interesse hat, am 9. September ab 15:30 Uhr im Biomassepark Gelsenkirchen mitzudiskutieren, kann sich bis zum 30.08.2021 über norman.rudgalwis@gelsenkirchen.de anmelden.
Titelbild: Sichelbrücke in Gelsenkirchen von 2818784 via Pixabay