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Es geht nur gemeinsam: Neue Perspektiven für Waldbrandmanagement in Baden-Württemberg

Anlässlich des Starts des WKR-Projekts (Waldbrand-Klima-Resilienz) und der Gründung einer “Modellregion Waldbrandmanagement“ in Baden-Württemberg hat die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) Medien- und Pressevertreter*innen am 25. September 2020 nach Bruchsal in die Landesfeuerwehrschule und anschließend in den Hardtwald eingeladen, um neue Wege im Waldbrandmanagement vorzustellen. Gemeinsam werden Handlungsempfehlungen für Waldbrandprävention und -Management entwickelt, denn die wachsende Gefahr für Wald und Vegetationsbrände stellen Waldbesitzer*innen, Forstverwaltungen und Feuerwehren vor massive Herausforderungen. In dem Bewusstsein der größer werdenden Probleme ist im Rahmen des WKR-Projekts in Baden-Württemberg eine Modellregion festgelegt worden, in der neue Ansätze des Waldbrandmanagements und Möglichkeiten der Kooperation aller betroffenen Akteure geschaffen werden.

Thomas Egelhaaf, Leiter der Feuerwehrschule Baden-Württemberg, gleichzeitig Landesbranddirektor und zudem Mitglied im WKR-Projektbeirat, erläuterte zunächst die umfassenden und vielseitigen Tätigkeiten an der Feuerwehrschule. Bis zu 7000 Ausbildungsteilnehmende jährlich nehmen an Seminaren und Fortbildungen in Bruchsal teil. Egelhaaf betonte, dass es darum gehe, Szenarien zu erfassen, die kommen könnten, um Feuerwehren bestmöglich vorzubereiten. Das Thema Waldbrand wurde bisher noch nicht in der Tiefe geschult, weil es nicht nötig war. Doch angesichts der steigenden und teilweise akuten Waldbrandgefahr kommt es jetzt und zukünftig darauf an, Multiplikator*innen zu schaffen, die Vernetzung zu vertiefen und Hand in Hand Konzepte zu erarbeiten.

Ein vielversprechendes Signal, das Martin Strittmacher vom Baden-Württembergischen Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz bestätigte. Auch die Forstperspektive erkennt die Notwendigkeit zu handeln an – und unterstreicht, dass sich die Herangehensweise stärker an Wegen der Prävention orientieren muss.

Gelungene Zusammenarbeit zwischen Forst und Feuerwehr im Hardtwald

Max Reger, Geschäftsführer von Forst BW hielt fest: Waldbrandprävention ist eine integrale Aufgabe und liegt nicht allein in der Verantwortung der Feuerwehr. Auch die Forstwirtschaft ist von den Veränderungen, die der Klimawandel auslöst, betroffen. Der Staatswald hat daher schon begonnen, seine Wälder umzugestalten („Waldumbau“). Als größter Waldbesitzer in der nördlichen Rheinebene nimmt Forst BW die Verantwortung in der Waldbrandprävention sehr ernst. Dafür werden sie in den kommenden Jahren mit Hilfe des weitreichenden Netzwerk von WKR und durch die Bereitstellung von Demonstrationsflächen die  präventiven Prozesse unterstützen.

Martin Moosmayer, Leiter der unteren Forstbehörde Landkreis Karlsruhe, gab Einblick in die Aufstellung und Ausrüstung der Gemeindefeuerwehren im Landkreis Karlsruhe und wie diese u.a. durch Schulungen zum Thema Wald- und Vegetationsbrand vorbereitet werden.

Christoph Hartebrodt, Leiter der Abteilung Forstökonomie und Management an der FVA, legte seinen Schwerpunkt auf die ganzheitliche Betrachtung des Krisenmanagements, nicht nur speziell für Waldbrandmanagement, sondern anwendbar auf sämtiche Störungen des forstlichen Krisenmanagements (Borkenkäfer, Dürre, Sturm etc). Die Prävention allerdings, und das wurde immer wieder betont, muss beginnen, solange der akute Krisenfall noch nicht eingetreten ist.

Schließlich stellte Alexander Held (European Forest Institute), Projektleiter von WKR, eben diese Präventionsmaßnahmen dar. Die große Stärke des Projekts liegt in der engen Vernetzung zwischen Partner*innen, Multiplikator*innen, Entscheidungsträger*innen und regionalen Akteuren. Die an diesem Tag vorgestellte, in Süddeutschland produzierte Mulchraupe sei eben dafür ein gutes Beispiel. Doch es braucht nicht immer mittlere oder große Maschinen, um der steigenden Gefahr der Waldbrände entgegenzuwirken. Oft ist es das kleine Handwerkszeug, welches in der präventiven Phase, aber auch im akuten Brandfall gebraucht werden kann, um eine nicht zu kontrollierbare Ausweitung des Feuers zu vermeiden. Ein Blick ins Ausland bestätigt die erfolgreiche Anwendung dieser “Firetools”.

Ein wichtiger Akteur im Waldbrandmanagement- die Feuerwehr

In Deutschland kommt hinzu, dass bereits kleinere Brände die Feuerwehren vor massive Herausforderungen stellen können, etwa in eng besiedelten Regionen, zum Beispiel  wenn schon ein vergleichsweise kleiner Brand Bahngleise blockieren kann und zu Evakuierungen von Siedlungen führt.

Der präventive Brandschutz ist Aufgabe der Forstwirtschaft, und dazu ist der Waldumbau unersetzlich. Was Wälder resilienter gegenüber Bränden machen kann, erfordert langfristige Strategien und ist daher eine unerlässliche Zukunftsaufgabe für den gesamten Forstsektor.

Der Titel der Veranstaltung – „Neue Wege im Waldbrandmanagement in Baden-Württemberg“ – fand im Anschluss an die Pressekonferenz am Morgen ganz praktisch Anwendung: bei einer Vorführung in einem Abschnitt im Hardtwald stellten sich der Landesforst, die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) den Fragen der anwesenden Medienvertreter*innen. Dabei kam auch die Projektentwicklung  “Firemaster”  zum Einsatz. Diese Projektentwicklung baut auf dem ferngesteuerten Geräteträger „Robogreen Evo“ auf. Die ferngesteuerte Raupe hat einen Forstmulcher und Forstpflug, so dass Brennmaterial entfernt- und  Auffanglinien geschaffen werden können. Die multifunktionale, geländegängige und leicht zu transportierende Raupe kann ganzjährig in Prävention, Feuerbekämpfung und Wiederherstellung eingesetzt werden. Auch hier wird auf Erfahrungen aus Großbritannien und Spanien zurückgegriffen.

Die Botschaft ist eindeutig und das Signal des Bundeslandes klar: Es geht nur gemeinsam, und der politische Wille, gemeinsame Strategien zu entwickeln und umzusetzen ist da.

Die Feuerwehren müssen, um einen Brand effektiv löschen zu können, am Besten schon im Vorfeld Informationen zum Standort, zur Ökologie und Beschaffenheit der lokalen Waldbestände haben. Anschaulich haben Angehörige der freiwilligen Feuerwehr Graben-Neudorf demonstriert, wie eine Brandschneise im Boden erstellt wird.

Die Modellregion in Baden-Württemberg schafft viel Raum für Kooperation

Das THW ist wichtiger Partner und verlässlicher Akteur im Katastrophenmanagement. So kann es beispielsweise mit schwerem Gerät und Logistik bei der Sprengung von Bäumen und Brandschneisen unterstützen und auch in der präventiven Phase des Krisenmanagements aktiv sein.

Der Einsatz von ferngesteuerten Mulchraupen kann eine effektive Reduktion der Brandlast erwirken und daher präventiv eingesetzt werden, aber auch im akuten Brandfall verwendet werden und so die Einsatzkräfte schützen. Das funkgesteuerte Gerät ist enorm bodenschonend und sehr geländegängig, leicht und schnell zu transportieren und multifunktional einsetzbar.

Die Mulchraupe hat dazu einen gewissen Unterhaltungswert, der auch von verschiedenen Medienvertretern, u.a. von ZDF, SWR3 und weiteren Institutionen mit Spannung verfolgt wurde. Wir freuen uns sehr über das starke Interesse an der Thematik, der Modellregion und am Projekt WKR.

Die Mulchraupe im Einsatz.

Viel Arbeit liegt vor allen Beteiligten und Akteuren, um die neuen Wege im Waldbrandmanagement zu gehen. Doch eindrücklich zu spüren ist die Bereitschaft der Beteiligten zusammen zu arbeiten.

Ausdrücklich bedanken möchten wir uns bei der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg für ihre Gastfreundschaft und besonderen Dank an die zuvorkommenden Mitarbeiter der Landesfeuerwehrschule und dem Forstbetrieb Hardtwald.

Dieser Artikel wurde zuerst auf der WKR website veröffentlicht. Für weitere Infos zum Projekt: https://www.waldbrand-klima-resilienz.com/

Photos: Maria Schloßmacher

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